(nach einer Kurzgeschichte aus «Blitzeis»)
Noch offen
21.
Erzähler: Die folgenden Tage glichen einander. Wir standen spät auf, kochten Kaffee, fuhren los. Manchmal badeten wir im Fluss oder lagen während der warmen Mittagsstunden im Gras. An einem sonnigen Nachmittag legten wir an einer winzigen Insel an, mitten in einem See. Wir assen etwas. Später wollte ich lesen, aber schon bald war ich schläfrig. Ich drehte mich auf den Rücken und schloss die Augen. Die Sonne schien hell, und ich sah bunte Spiralen, orange und hellgrüne Muster, die sich im Kreis drehten. Ich schlief ein. Als ich die Augen wieder öffnete, wirkte der Himmel über mir fast schwarz. Mein Mund war trocken, und mein Körper warm und schwer. Er schien erst langsam wieder zu sich zu kommen. Mühsam drehte ich mich zur Seite. Monika war nicht da, und ich stand auf und ging über die kleine Wiese zu der Stelle, wo wir das Boot festgemacht hatten. Im Gras lagen Monikas Kleider. Ich schaute auf den See hinaus und sah sie in einiger Entfernung. Als sie mich entdeckt hatte, kam sie auf mich zugeschwommen.
22. auf der Insel
Monika: Komm auch. Es ist herrlich.
Thomas: Das klingt wie in einem Film. Es ist herrlich. Das sagen nur die Leute in den Filmen.
Monika: Es ist wirklich herrlich.
Thomas: Sag, du kannst es gar nicht beschreiben.
Monika: Ja. Ich kann es gar nicht beschreiben. Ist das blöd? Aber es ist so. Komm.
Thomas: Ich bin doch nicht verrückt. Das ist ja eiskalt.
Monika: Aber schön. Wunderschön.
23.
Erzähler: Monika stieg aus dem Wasser. Ich hatte sie noch nie so nackt gesehen. Ihr Haar lag nass am Kopf an, und aus ihrem Badeanzug tropfte das Wasser. Sie schüttelte das Wasser aus ihrem Haar.
24. auf der Insel
Monika: Poah! Ist das kalt!
Thomas: Weisst du, dass ich einmal unsterblich in dich verliebt war? Du hast mir das Herz gebrochen damals. Ich habe gedacht, du bist die Frau meines Lebens.
Monika: Wann?
Thomas: Als du zu mir gesagt hast, du liebst mich nicht.
Monika: Habe ich das gesagt? (lacht) Dein Gesicht solltest du sehen. Ich weiss schon. Das war nach der Klassenreise. Ich war in Leo verliebt, aber er nicht in mich.
Thomas: Wann hast du eigentlich zum erstenmal mit einem Mann geschlafen?
(…)
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