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Uraufführung (frei)
(…)
Walter: Beweg dich ein bisschen. Ich weiss, wie das ist, gefesselt zu sein.
Will: Mary-Antonia?
Walter: Sie ist eine … tolle Frau. Wir … ja. Eine seltsame Geschichte, nicht wahr?
Will: Was … ihr … ihr macht es? Schon? Nicht wahr?
Walter: Wir berühren uns nicht. Es ist eine Bedingung.
Will: Sie … ihr schlaft zusammen? Im selben Bett?
Walter: Es kommt zu unbeabsichtigten … man kann es nicht immer vermeiden. Im Schlaf … im Traum.
Will: Man berührt sich, streichelt sich. Man umarmt sich. Im Traum.
Walter: Aber … es ist eine ganz langsame Annäherung. Sie sagt sehr wenig. Wir haben zusammen die Übungen gemacht, erst. Sich führen, ohne sich zu berühren. Erst hat es nicht funktioniert, erst als wir die Rollen getauscht haben. Und seither führt sie mich, ohne mich zu berühren. Und dann hatte sie die Idee mit dem Seil. Sie hat mit Männern schlechte Erfahrungen gemacht, ich weiss nichts Genaues, aber sie hat ein paarmal Andeutungen gemacht. Ich habe Zeit. Eigentlich ist es ganz schön, jemandem so ganz langsam näher zu kommen. Manchmal stelle ich mir vor, wie es wäre, überhaupt nie mit Mary-Antonia zu schlafen, sie nie zu berühren. Es verdirbt die Liebe … ich weiss nicht, vielleicht. Es öffnet einem die Augen, zerstört das Ideal.
Will: Aber man muss doch … man kennt sich doch nur … nur wenn man mit ihr schläft, erkennt man sie.
Walter: Was heisst erkennen? Der Körper ist ein Tier. Das Tier erkennen? Die Abgründe? Die Frage ist, ob man einen Menschen noch lieben kann, wenn man ihn erkennt. Nichts gegen Sex. Aber die eine, grosse Liebe … sie bleibt nur, wenn sie sich nicht erfüllt. Man könnte andere Beziehungen haben, sexuelle. Meinetwegen. Man muss … Man könnte mit einer anderen Frau zusammenleben, und am Seil wäre immer … die eine grosse Liebe. Man … das wäre wie bei den Nonnen. Die leben ja auch in einer Ehe, die sich nie erfüllt. Dann kann ein Ring alles sein. Dann … ein Kreis … das Seil, das uns verbindet … weil es sinnlos ist, verbindet es uns wirklich. Weil es äusserlich ist. Ein Versprechen, sinnlos wie die Ehe. Gefühle … ein Seil ist stärker.
(…)
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